biene an Blüte

Ohne Bienen keine Mandeln?

Ein kritischer Blick auf Bestäubung, Mandelanbau und das große Bienensterben

von | 2 Apr. 2025 | Hintergründe

Pünktlich zum Frühjahr sieht man sie fleißig umherschwirren – Bienen. In diesem Artikel beantworten wir, warum wir vehement ablehnen, wenn wir gefragt werden, ob wir nicht Bienenstöcke in unseren Anlagen aufstellen wollen.

Warum das Bienensterben nicht nur Honigbienen betrifft

Wenn wir über das Bienensterben sprechen, denken viele sofort an die Honigbiene. Kein Wunder – schließlich ist sie allgegenwärtig, produziert leckeren Honig und wird oft als unverzichtbar für die Landwirtschaft dargestellt. Dass wir sie immer wieder sehen, wenn es um dieses dramatische Thema geht, hat einen bestimmten Grund – sie sieht einfach goldig aus

Honigbienen sind jedoch Nutztiere, genau wie Schweine, Hühne oder Kühe, die gezielt für die Bestäubung eingesetzt werden und Honig in möglichst großen Mengen produzieren sollen.

Die wirklich alarmierende Entwicklung bezüglich des Insektensterbens betrifft vielmehr Wildbienen und viele andere Insekten, die eine entscheidende Rolle in unseren Ökosystemen spielen.

Während die Honigbiene von Imkern versorgt, gepflegt und gehegt wird, kämpfen viele Wildbienenarten ums Überleben. In diesem Artikel schauen wir uns an, warum es wichtig ist, über den Tellerrand hinauszublicken, welche alternativen Bestäubungsmethoden es gibt und warum moderne Mandelsorten sogar ganz ohne Insekten auskommen können.

Honigbiene vs. hässlichere Insekten oder die Wildbiene: Wer muss wirklich beschützt werden?

Honigbienen konkurrieren mit Wildbienen um knappe Ressourcen. Ein einziges Honigbienenvolk kann jährlich bis zu 180 kg Nektar und 30 kg Pollen sammeln – das entspricht dem Bedarf von rund 100.000 Wildbienen. Durch ihre hohe Widerstandsfähigkeit, bessere Kommunikation und größeren Sammelradius verdrängen sie Wildbienen oft von wichtigen Futterquellen. Besonders in Gegenden mit ohnehin begrenztem Nahrungsangebot kann das drastische Folgen für Wildbienenpopulationen haben.

Außerdem sind Honigbienen hochgradig soziale Insekten, die in Völkern mit zehntausenden Individuen leben. Im Vergleich dazu leben viele Wildbienenarten solitär und haben einen geringeren Fortpflanzungserfolg. Wenn Honigbienen also große Mengen an Nektar und Pollen sammeln, bleibt für Wildbienen oft nicht mehr genug übrig. Studien zeigen, dass dies besonders in blütenarmen Gebieten dazu führt, dass Wildbienen weniger Nachkommen haben und Populationen zurückgehen.

Weitere Fremdbestäuber: Hummeln und Vögel

Hummeln sind nicht nur mindestens genau so goldig wie Bienen, Hummeln sind auch viel fleißiger als Bienen! Sie fliegen von frühmorgens bis spät abends und fangen auch schon bei 5°C mit ihrer Arbeit an, da wärmen sich die Bienen noch gemütlich in ihrem Stock. Warum züchtet man dann nicht Hummeln statt Bienen? Hummeln sind nicht so Staatenbildend wie Bienen, sprich die Völker sind nicht so groß. Bienenvölker kann man einfach von A nach B bringen, dorthin wo es gerade blüht. Außerdem produzieren Hummeln nur wenig Honig, der langt gerade für sie selbst. Und damit sind sie für die Menschen nicht so nützlich wie Bienen und so auch weniger interessant. 

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Krankheitsübertragung durch Honigbienen: Ein unterschätztes Risiko?

Doch die Konkurrenz um Nahrung ist nicht das einzige Problem. Honigbienen können auch Krankheiten und Parasiten auf Wildbienen übertragen. Bestimmte Viren, die für Honigbienen nur eine geringe Bedrohung darstellen, können für Wildbienen tödlich sein. Ein bekanntes Beispiel ist das Deformed Wing Virus (DWV), das durch die Varroamilbe in Honigbienenvölkern verbreitet wird und bei Wildbienen schwere Schäden anrichten kann. Da Honigbienen in großer Zahl transportiert und in verschiedenen Regionen eingesetzt werden, tragen sie zur Verbreitung solcher Krankheitserreger bei. 

Aber nicht nur für andere Insekten bedeuten die Bienen Risiko. Für unsere Bäume stellen die Fremdbestäuber ebenfalls eine Gefahr dar. Denn der Pollen allein, kann keine Krankheit von Baum zu Baum übertragen – der Nektar jedoch, der von den Insekten mit aufgenommen wird, ist ein perfekter Überträger von Pilz- und Viruskrankheiten – ähnlich wie bei Menschen zum Beispiel HIV auch über Schleimhaut oder Blut, nicht aber über Hautschuppen übertragen wird. Wir wissen, der Vergleich ist nicht 100% akkurat, aber er soll der Verständlichkeit zutragen.

Aber ohne Bienen verhungern wir doch?! Mandelanbau im Wandel: Von Insekten- zur Windbestäubung

Oft wird so getan, als ob wir ohne Bienen verhungern würden. Doch das stimmt nicht. Viele Pflanzen sind Windbestäuber – da reicht eine leichte Brise. Allergiker wissen was wir meinen; die Pollen fliegen durch die Luft und schon bestäuben die männlichen Pollen die weiblichen Narben. Doch gerade Obstsorten brauchen häufig Fremdbestäuber. 

Aufgrund der oben beschriebenen Nachteile ist es deshalb für uns Obst-/Nussanbauern von Vorteil, wenn Sorten vom Wind bestäubt werden können.

Walnüsse sind schon immer Windbestäuber. Mandeln hingegen waren immer auf Fremdbestäuber angewiesen. Deshalb ist es zum Beispiel in Kalifornien auch wirklich ein eklatantes Problem, wenn zigtausende Bienen sterben. Denn diese werden extra von Anlage zu Anlage gebracht, um für die Bestäubung und somit auch wirklich für die Nahrungssicherung zu sorgen.

Durch gezielte Züchtung gibt es mittlerweile aber auch bei den Mandeln windbestäubte Sorten wie Makako, Avijor oder Isabelona. Diese Innovation bringt gleich mehrere Vorteile mit sich: Sie reduziert nicht nur die Abhängigkeit von Honigbienen, sondern macht den Mandelanbau auch widerstandsfähiger gegenüber Bestäuberkrisen. Windbestäubte Mandelsorten bieten daher eine nachhaltige Alternative, die den Ertrag sichert, ohne zusätzliche Belastungen für Insektenpopulationen zu schaffen.

Wie nun plötzlich die Windbestäubung auch bei Mandeln funktioniert

Bisher hatten Mandeln zwar zwittrige Blüten, also die männlichen Pollen und die weibliche Narbe sind in einer Blüte vereint. Sie können allerdings keine Nachkommen erzeugen, da ihre Reife (oder Fruchtbarkeit) sich nicht überschneiden.

Dank der Züchtung ist es nun gelungen, das Pollen und Narbe zeitgleich bereit sind. So braucht es nur einen Windhauch und die Blüte hat Nachwuchs. Das klappt nicht bei jeder Blüte – und das ist auch gut so! Denn für einen Vollertrag, also die maximal sinnvolle Menge an Früchten am Baum, braucht man nur von maximal 10% der Blüten nur Früchte. Die Natur ist hier sehr verschwenderisch, was ja umso schöner für’s Auge ist! 

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Wir haben lieber (angemeldete) Menschen, als Bienenvölker in unseren Anlagen

Da es in Deutschland bisher fast nur in der Pfalz einige wenige Bäume gibt, gibt es letztlich keinerlei Erfahrung zu Reife, Blütezeit, Knackbarkeit und Krankheiten. Allerdings haben wir nun den Vorteil, dass wir direkt mit den neuen Sorten aus französischer und spanischer Züchtung starten können. Das sind zum Beispiel Sorten wie Makako, Avijor und Isabelona. 

Wir arbeiten also intensiv daran, mehr Erfahrung und Wissen in Deutschland zu sammeln. 

Fazit: Ein differenzierter Blick auf das Bienensterben

Eine nachhaltige Landwirtschaft muss über Honigbienen hinausdenken. Die Förderung von Wildbienen, der Schutz natürlicher Lebensräume und innovative Bestäubungsmethoden wie windbestäubte Mandelsorten sind Schlüsselfaktoren für eine resiliente Agrarökologie. 

Einen ausführlichen Artikel zum Thema Honig- und Wildbienen hat die Deutsche Wildtier Stiftung verfasst. Dort findet ihr auch zahlreiche Quellen zum Thema. 

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