Wie man einen Prozess möglichst nervig gestaltet
oder: Gründen in Deutschland
Wir haben es (fast) geschafft – eine GmbH sind wir schon mal
Bereits letztes Jahr im September haben wir uns in die Tiefen des Gesellschaftsrechts gestürzt, im November der Notarin den obligatorischen Besuch abgestattet, und jetzt, im Februar 2024 (vier Monate später), können wir uns endlich als GmbH bezeichnen! Eine Umsatzsteuer ID haben wir aber noch nicht.
Aber halt, bevor ihr zu schnell gratuliert, liebe Lesenden, lasst uns einen Blick auf die Hindernisse werfen, die auf dem Weg überwunden werden mussten. Denn während anderswo in der Welt die Gründung einer Firma so schnell geht wie ein Espresso an der Bar (oder zumindest innerhalb von zwei Tagen), scheint Deutschland eher den langsamen Weg zu bevorzugen, den sehr langsamen.
Bad Banks
Da wäre zum Beispiel die Sache mit den Bankunterlagen. Die Unterlagen für die Bank mussten ausgedruckt, ausgefüllt und unterschrieben werden. Ansich schon nicht ganz 2024. Dann begann das epische Abenteuer des Postversands!
Aber Moment, warum dauert das Ganze denn Wochen? Nun ja, wenn der Brief intern wie eine heiße Kartoffel von Abteilung zu Abteilung (über Städte hinweg, natürlich per Post) weitergereicht wird und die Unterschrift auf dem Papier nicht ganz so aussieht wie die auf dem Personalausweis und man alles nochmal ausfüllen muss, kann das schon mal etwas länger dauern. Warum macht man sich das Leben so schwer? Aktuell warten wir noch auf die EC-Karten und das Konto muss nun von “GmbH i.G.” (in Gründung) zu “GmbH” umbenannt werden. Ihr denkt das geht automatisch? Nein.
Dann die Sache mit dem Firmennamen
“Nüsse von hier GmbH” klingt doch prima, oder? Naja, nicht für die Behörden. Zu unkonkret, sagen sie. Aber wenn man ein paar zufällige Buchstaben wie “FS” dazuschmeißt, dann ist es plötzlich perfekt! Bis wir diese Lösung hatten, hat’s allerdings auch Wochen gedauert, da uns nicht einfach gesagt wurde, wie der Name “Nüsse von hier” bestehen bleiben kann – das mussten wir schön selber rausfinden mit lustigen Ratespielen am Telefon…
Wir mögen es unkompliziert und konkret und hätten uns was möglichst explizites und kurzes gewünscht – uns wäre ohne FS also wesentlich lieber gewesen… Und alles etwas schneller wäre auch schön gewesen 😀 Was denkt ihr? Stört das FS oder interessiert der Name eh niemand?
Apropos Behördenirsinn:
Wenn man nun beim Finanzamt wegen der Umsatzsteuer vorstellig wird, braucht man, wenn man das wie gewünscht (dachten wir?!) über Elster machen möchte, aber eine Steuernummer. Die muss aber natürlich erst beantragt werden. Steht da aber nicht. Dafür muss man die Hotline anrufen, die einem dann sagt, dass man das nur über einen Umweg in Elster (“da sind Sie aber glaube ich schon falsch abgebogen”) oder über eine (andere) Hotline erreichen. . . .
Dazu muss man aber direkt schätzen, wie viel Umsatz man im ersten und im darauf folgenden Jahr machen wird – auch schwierig wenn man nicht mal weiß, wie viele Nüsse im Herbst am Baum hängen werden.
Naja, im nächsten Blog Post widmen wir uns wieder schöneren Themen… Wobei auch da kommt die Kompliziertheit Deutschlands wieder zum Vorschein.